Yoga ist eine philosophisch spirituelle Lehre aus Indien, die verschiedene körperliche und geistige Übungen wie z.B. Asanas, Kriyas oder auch Meditation umfasst. Der Begriff Yoga steht für Verbundenheit, Vereinigung mit dem Universum und auch für Erleuchtung und persönliches Wachstum.
Wenn wir regelmäßig praktizierten, dabei bewusst Atmen und unseren Körperempfindungen und Gefühlen mit Achtsamkeit begegnen, können wir Verspannungen lösen, unsere Beweglichkeit, Gesundheit, Gedanken und Gefühle verbessern und mehr Gelassenheit gewinnen. Ziel ist dabei das kosmische Bewusstsein, die bewusste Empfindung der Harmonie zwischen uns und allem in der Welt. Dem liegt die Überzeugung zugrunde, dass wir nur in uns selbst unser Glück finden können. Wir selbst schaffen unser Glück durch unsere innere Einstellung, Achtsamkeit und Liebe.
Im modernen westlichen Yoga gibt es vor allem meditativ oder eher körperlich ausgerichtete Formen, die sich als Unterstützung unserer persönlichen Entwicklung betrachten. Religiöse Vorstellungen oder Doktrinen haben dabei im Unterschied zur indischen Tradition kaum noch eine Bedeutung.
Inhalt
Yoga macht gesund
Yoga kann uns bei Schlaf- oder Durchblutungsstörungen, Ängsten, Depressionen, Stress und chronischen Schmerzen helfen. Körperlich orientiertes Yoga verbessert unsere Rückenmuskulatur und Körperhaltung, sofern wir die Übungen richtig ausführen. Daher sollten wir stets unter Anleitung eines erfahrenen Yogalehrers üben und lernen, bei dem wir uns wohl fühlen. Wir sollten in Ruhe aus probieren, welche Yogaform und welcher Yogalehrer für uns gut sind und zu uns passen, denn jeder von uns sollte seinen eigenen Yogaweg finden.
Yoga bietet uns eine große Zahl von Formen und Techniken für Körper und Geist. Wir dürfen für uns wählen, was uns gut tut, und weglassen, was uns schadet. Entscheidend ist, dass wir lernen, unserem Körper besser zuzuhören und zu verstehen, was er uns sagt, mit Verspannungen, Druck oder Enge, und dann wirksame Übungen dafür finden. An unseren individuellen Yogaübungen und Techniken zu feilen, ist eine wertvolle Chance, unsere Gesundheit und Wohlbefinden zu erhalten und zu steigern.
Yoga Morgenroutine für Anfänger von Mady Morrison
Yoga und Meditation
Yoga und Meditation sind untrennbar miteinander verbunden. Hier eine geführte Meditation, die für den Einstieg in die Meditation hilfreich sein kann:
Der Nutzen von Yoga für die Stressbewältigung
Das Schwärmen für Yoga ist mehr als nur ein aktueller Trend oder eine Eintagsfliege. Die physischen und psychischen Vorteile von Yoga zur Stressbewältigung haben Amerika im Sturm erobert, egal ob man sich auf den Kopf stellen oder den Fuß wie eine menschliche Brezel hinter den Nacken drehen muss.
Die regelmäßige Ausübung von Yoga kann helfen, Stress und Anspannung zu verringern, Kraft, Gleichgewicht und Flexibilität zu erhöhen, den Blutdruck zu senken und den Cortisolspiegel zu reduzieren. Durch die Betonung der Atmung und die Verbindung von Geist, Körper und Seele bringt es auch starke emotionale Vorteile.
Häufiges Üben von Yoga zur Stressbewältigung führt zu besserem Schlaf, hilft dem Einzelnen, sich nicht auf Dinge zu konzentrieren, die sich seiner Kontrolle entziehen, und wie er in der Gegenwart leben kann. Es macht es viel einfacher, mit einem stressigen Ereignis umzugehen, ob es nun in der Familie oder auf der Arbeit ist.
Welche falschen Vorstellungen Sie auch immer über Yoga und Stressbewältigung haben, sollten Sie in den Hintergrund treten. Während die meisten Menschen die Vorstellung haben, dass man flexibel sein muss, um Yoga machen zu können, ist die Wahrheit, dass jeder von Yoga profitieren wird, unabhängig vom Alter. Selbst Menschen, die nicht flexibel sind, werden schneller Ergebnisse sehen. Es eignet sich perfekt für alle Ebenen, denn Yoga ist eine Praxis, die darauf ausgerichtet ist, Ihnen zu helfen, sich Ihrer eigenen höchst individuellen Verbindung von Körper und Geist bewusst zu werden.
Es gibt viele verschiedene Yogastile, die Ihren Vorlieben entsprechen. Hatha-Yoga ist eine der fließendsten und sanftesten Optionen, die sich als Ausgangspunkt eignet. Vinyasa ist athletischer, während Iyengar sich auf die richtige Ausrichtung konzentriert. Bikram oder „heißes“ Yoga ist jedoch nicht für Anfänger zu empfehlen.
Es spielt keine Rolle, ob Sie spät in eine Yogastunde einsteigen. Es geht nicht darum, es besser oder schlechter als die anderen zu machen, sondern darum, wie Sie jede Dehnung in Ihrem Körper spüren. Was am meisten zählt, ist, wie entspannt Sie sich selbst erlauben können, sich zu fühlen.
Yoga wird als eine zutiefst persönliche Praxis betrachtet, und keine zwei Menschen können oder sollten eine Pose auf genau dieselbe Weise einnehmen. Eine Person muss auf ihrer eigenen Ebene der Flexibilität arbeiten, die zwar herausfordernd, aber nicht überwältigend ist. Wenn Sie sich mit dem, was der Ausbilder Ihnen sagt, nicht wohl fühlen, tun Sie es nicht. Ihr Körper wird Sie warnen, wenn Sie dabei sind, sich zu verletzen. Es ist wichtig, dass Sie auf Ihren Körper hören, sanft an die Grenzen gehen, aber sich nicht vom Ego überwältigen lassen. Lassen Sie sich von Ihrem Körper leiten und seien Sie Ihr Freund.
Das Ziel des Yoga ist es, Atem und Bewegung zu synchronisieren. Es ist wichtig, wann Sie ein- und ausatmen, während Sie sich durch die Posen arbeiten. Wenn Sie nur durch die Nase atmen, bleibt die Wärme im Körper und der Geist bleibt konzentriert. Die Konzentration auf den Atem ist der Schlüssel des Yoga zur Stressbewältigung, denn sie hilft Ihnen, äußere Gedanken und Ängste loszulassen. Der einfachste Weg, sich selbst in den gegenwärtigen Moment zu bringen, ist die Konzentration auf den Atem. Spüren Sie, wie er durch Ihre Nase in Ihren Körper strömt. Es hilft Ihnen, die beunruhigenden Gedanken loszulassen.
Legen Sie sich am Ende jeder Yogastunde einfach auf den Rücken, beide Arme an der Seite, mit geschlossenen Augen und tiefem Atem. Diese letzte „Leichenstellung“ ist für eine tiefe Entspannung gedacht.
Denken Sie daran, dass Yoga ein langsamer Prozess ist. Vergessen Sie die Erwartungen. Lassen Sie den Wettbewerb und das Urteilsvermögen los. Wenn Yoga Sie in den gegenwärtigen Moment bringt, werden Sie nicht nur Freude an der körperlichen Bewegung und den geistigen Vorteilen erfahren, sondern auch an der Zeit, die Sie im Jetzt verbringen.
Yoga zuhause üben
Wenn Sie Yoga zuhause üben wollen, sollte der Raum ruhig sein, und idealerweise nur für Yoga genutzt werden. Legen Sie eine Matte, Decke oder ein Handtuch auf den Boden. Die Temperatur sollte moderat sein – nicht zu kalt und nicht zu heiß.
Der Raum sollte frische Luft haben, aber nicht windig oder kalt sein.
Sonnenaufgang und Sonnenuntergang sind wünschenswerte Zeiten für Yoga (obwohl jede Zeit funktioniert!)
Vorbereitung
Tragen Sie leichte, bequeme Kleidung.
Ein Bad oder eine Dusche vorher ist gut für die Biegsamkeit – warten Sie mindestens 20 Minuten nach
Üben vor dem Baden)
Morgens vor dem Training waschen, urinieren und den Darm bewegen.
Üben Sie vor dem Essen oder warten Sie zwei Stunden nach einer Mahlzeit.
Körperliche Praxis (Asanas)
Nicht üben, wenn Fieber oder tiefe Wunden vorhanden sind. Konsultieren Sie einen Lehrer, wenn es eine Krankheit gibt.
Verbringen Sie fünf bis zehn Minuten mit dem Aufwärmen/Strecken, bevor Sie mit dem Üben beginnen.
Zwingen Sie Ihre Gliedmaßen nicht in eine schwierige Position. Mit der Zeit wird sich Ihr Körper öffnen. Wir sind nach Empfindung, nicht nach Schmerz!
Anfänger sollten jede Asana 3-5 Atemzüge lang halten. Nach etwa drei Monaten regelmäßiger Praxis kann diese auf 5 bis 10 Atemzüge erhöht werden.
Atmen Sie immer durch die Nasenlöcher ein und aus, wenn nicht anders angegeben. Konzentrieren Sie sich darauf, den Atem langsam und gleichmäßig zu machen.
Zu jeder Zeit, wenn Sie eine Pause brauchen, kommen Sie in Kinderpose oder Shavasana (Leichenpose).
Beenden Sie die Asanas mit Shavasana für fünf bis zehn Minuten.
Wie oft Sie üben sollen.
Die Faustregel, wie oft man üben sollte, ist einfach: Es ist besser, regelmäßig für kurze Zeiträume zu üben, als einmal pro Woche für längere Zeit zu üben. Mit anderen Worten, es ist besser, 4 Mal pro Woche für fünfundvierzig Minuten zu üben als an einem Tag zwei Stunden zu üben.
Davon abgesehen bekommen einige Leute das, was sie brauchen, wenn sie nur ein paar Mal pro Woche üben, während andere fünf oder sechs Mal pro Woche üben. Das ist von Mensch zu Mensch verschieden. Im Durchschnitt werden Sie jedoch mit durchschnittlich vier Sitzungen pro Woche den größten Nutzen aus Ihrer Praxis ziehen. Die Länge der einzelnen Sitzungen hängt von Ihrer Erfahrung mit Yoga, Zeitbeschränkungen, Fitnessniveau und Motivation ab. Eine gute Idee ist es, ein Tagebuch zu führen, in dem Sie Ihre Praxis verfolgen können, mit Informationen wie Datum, wie lange Sie geübt haben, was Sie geübt haben, wie Sie sich während und nach der Praxis gefühlt haben, welche Gedanken Ihnen während der Praxis in den Sinn kamen, wie Sie sich später am Tag und am nächsten Tag gefühlt haben, welche Haltungen herausfordernd waren und welche gut empfunden wurden.
Allgemeiner Rahmen für Ihre Sitzung
Beginnen Sie Ihre Praxis immer mit leichten Bewegungen und bauen Sie sich zu den schwierigeren Haltungen hin auf, die mit einem Cool Down enden. Stellen Sie sich eine Glockenkurve vor: am Anfang der Glockenkurve ist ein Moment der Zentrierung. Während Sie sich in der Kurve nach oben bewegen, gibt es Aufwärmübungen, dann Eröffnungshaltungen, die helfen, Wärme/Flexibilität/Kraft aufzubauen und am oberen Ende der Kurve sind die schwierigsten Haltungen. Auf der anderen Seite der Glockenkurve gibt es Cool-Down-Haltungen, gefolgt von Shavasana.
Hier ist eine Vorlage, die Sie für Ihre eigene Übungseinheit verwenden können:
- Zentrieren
- Aufwärmen
- Eröffnungs-Haltungen
- Herausfordernde Haltungen
- Abkühlende Haltungen
- Shavasana
Welche Haltungen zu üben sind.
Manchmal macht es Spaß, eine Praxis zu haben, ohne eine vorgefasste Meinung darüber, was man tun soll, und einfach zu sehen, was dabei herauskommt. Manchmal ist es wünschenswert, sich auf seinen Körper einzustimmen und zu sehen, was der Körper verlangt. Zu anderen Zeiten werden Sie Ihre Sitzung wie oben beschrieben planen wollen. Während dieser Sitzungen wird es hilfreich sein, ein Thema zu haben. Einige klassische Themen sind: Rückbeugen, Vorwärtsbeugen, Verdrehungen, Gleichgewichtshaltungen, Stehhaltungen, Sitzhaltungen, Umkehrungen, restaurative Haltungen, Hüftöffner, Schulteröffner, kraftaufbauende Haltungen, Leistenöffner, Kniesehnenöffner und Haltungen, die Energie aufbauen. Das Verbinden von Haltungen miteinander (Vinyasa) ist eine weitere Möglichkeit, eine Praxis zu schaffen. Im Iyengar-System konzentrieren wir uns auf die Verbindung von Ausrichtungssignalen von Haltung zu Haltung. Natürlich kann es sein, dass Sie spezifische gesundheitliche Gründe haben, mit denen Sie arbeiten, für die es am besten wäre, einen qualifizierten Yogalehrer zu konsultieren, um eine Praxis zu kreieren. Ich ermutige Sie, kreativ zu sein – denken Sie sich Ihre eigenen Themen aus und sehen Sie, wie es ist. Es ist gesagt worden, dass man im Yoga sowohl der Wissenschaftler als auch das Experiment ist!
Sechs Zweige des Yoga
Hatha Yoga
Hatha Yoga ist der Weg des körperlichen Yoga oder Yoga der Haltungen ist der beliebteste Zweig des Yoga. Hatha Yoga betrachtet den Körper als das Vehikel für die Seele. Es benutzt körperliche Posen oder Asana, Atemtechniken oder Pranayama, Meditation, um den Körper in vollkommene Gesundheit zu bringen und damit die subtileren spirituellen Elemente des Geistes frei auftauchen können. Die Praxis des Hatha Yoga führt zur Vereinigung von Körper und Seele, sie zielt darauf ab, den Körper perfekt zu machen und ihn mit Lebenskraft zu füllen.
Bhakti Yoga
Bhakti Yoga ist der Pfad des Herzens und der Hingabe oder der Yoga der Hingabe. Yogis, die Bhakti Yoga praktizieren, sehen das Göttliche in jedem und allem, dem er begegnet. Dies führt ihn dazu, Liebe, Akzeptanz und Toleranz für alle zu entwickeln. Bhakti Yoga lehrt den Menschen, durch Hingabe an das Leben und die Liebe eine Hingabe an Gott und alle Dinge zu haben.
Raja Yoga
Raja bedeutet „königlich“. Raja Yoga ist der Weg des Yoga, der sich auf Meditation und Kontemplation konzentriert. Er basiert auf den Acht Gliedern des Yoga, die im Yoga Sutra besprochen wurden. Dieser Yogapfad lehrt tiefen Selbstrespekt durch Selbstbeherrschung. Das Selbst wird hier geehrt. Raja Yoga glaubt, dass das Universum für das Selbst existiert und gibt dem Selbst eine Illusion von Zentralität, was zu Selbstrespekt und Respekt für alle Kreaturen führt. Raja Yoga wird auch als der König der Yogas bezeichnet, die Mehrheit der Praktizierenden lebt in spirituellen oder religiösen Orden.
Jnana Yoga
Jnana Yoga ist der Weg des Yoga, der sich mit Weisheit und Wissen oder dem Yoga des Geistes beschäftigt. Jnana Yogis zollt der Intelligenz des Menschen Tribut. Sie versuchen, Grenzen zu überschreiten, indem sie Intellekt und Weisheit vereinen. Jnana Yoga versucht, eine Existenz jenseits von Doktrinen und ideologischen Kontroversen zu erlangen, indem sie alle anderen Philosophien und Religionen akzeptiert. Es benutzt auch einen offenen, rationalen und neugierigen Geist, um den Geist zu studieren.
Karma Yoga
Karma Yoga glaubt, dass deine gegenwärtige Situation auf deinen vergangenen Handlungen basiert. Karma Yoga ist der Pfad des Dienens; es bezieht sich auf die Energie der Handlung. Dieser Weg erfordert, dass du selbstlos bist. Einen selbstlosen Dienst zu leisten ist die Essenz des Karma Yoga oder die bewusste Wahl einer Zukunft, die frei von Negativität und Egoismus ist, im Wissen, dass Ihr Leben eine Folge Ihrer vergangenen Handlungen ist. Karma Yoga Praktiken versuchen, Ihr Handeln in Richtung des Guten zu verändern – gute Worte, gute Gedanken, gute Taten, um Ihre Seele zu verändern. Indem Sie selbstlos sind, verändern Sie Ihr Bewusstsein, was zu einer Veränderung Ihres Schicksals führt.
Tantra Yoga
Tantra Yoga ist der Weg des Rituals und vielleicht der am meisten missverstandene Weg. Manche mögen Tantra Yoga als Zauberei, Hexerei, Zauberspruch oder eine geheimnisvolle Formel ansehen. Die meisten Menschen nehmen Tantra Yoga als sexuell wahr. All diese Wahrnehmungen sind weit von der Wahrheit entfernt. Tantra ist das Wissen um Tattva (Wahrheit oder Brahman) und Mantra (mystische Silben). Es nutzt Rituale, um das Heilige in allem, was wir tun, respektvoll zu erfahren, nicht nur Sex, obwohl Sex ein Teil davon ist. Es zielt darauf ab, unser Bewusstsein in allen Zuständen – ob wach oder im Schlaf – zu erweitern. Tantra Yoga Praktizierende müssen Reinheit, Demut, Hingabe, Mut, Hingabe an seinen Guru, kosmische Liebe, Treue, Zufriedenheit, Gelassenheit, Nicht-Gierigkeit und Wahrhaftigkeit haben.
Die Reise des Yoga durch den Geist
Yoga ist eine transformierende Kunst, und täuschend einfach. Zumindest, obwohl die fortgeschrittenen Yogahaltungen für den ungeübten Menschen tatsächlich schwierig sind, und wie es aussieht, glauben die Veränderungen, die Yoga in das Leben bringen kann, an die scheinbare Einfachheit des Dehnens von Muskeln.
Immerhin dehnen wir die Muskeln im Fitnessstudio während eines Aufwärmens. Was ist also der grundlegende Unterschied zwischen Yoga und regelmäßigem Training, einschließlich Pilates. Pilates wurde schließlich vom Yoga inspiriert. Oder zumindest der Aspekt des Yoga, der sich aus den Körperübungen, den Asanas, zusammensetzt.
Yoga integriert den Atem und das Bewusstsein mit körperlichen Dehnungen auf eine Art und Weise, wie ich sie noch nicht einmal beim Pilates gespürt habe, obwohl Pilates auch eine großartige Möglichkeit ist, die inneren Muskeln des Körpers zu stärken, insbesondere den Beckenboden.
Aber im Yoga kommen wir durch den Atem und die Konzentration auf ihn in unserem Körper zu einem größeren Verständnis unseres Körpers und unserer selbst. Wir beginnen eine bewusstere Beziehung zu unserer Individualität. Wir begegnen diesem einzigartigen Ausdruck unserer selbst, der sich in diesem Moment körperlich ausdrückt. Und wir sind in der Lage, einen Prozess der Veränderung dessen zu beginnen, was den vitalen Fluss unserer Energie blockiert.
Deshalb spielt es keine Rolle, in welchem Zustand wir uns befinden, wenn wir eine Yogastellung einnehmen. Wir sind vielleicht mehr oder weniger steif, oder in Schmerzen, oder abgelenkt, als gewöhnlich. Es ist eine Entdeckungsreise, nicht der Versuch, uns in eine äußere Idee einzufügen, auch wenn diese Idee in diesem Moment durch die Yogastellung, die wir versuchen, zu praktizieren, repräsentiert wird. Desikachar schreibt, dass der Körper „nur allmählich eine Asana akzeptieren kann“. Wir sollten uns nicht anstrengen oder uns selbst beurteilen, wenn wir nicht in diese Haltung passen können. Diese Haltung ist ein mögliches Ergebnis, ja, aber was wir in unserer Praxis des Yoga tun, ist, die Reise zu machen.
Desikachar macht einen weiteren wichtigen Punkt: „Wir sollten flexibel bleiben, damit wir noch in der Lage sind, auf Veränderungen unserer Erwartungen und alten Vorstellungen zu reagieren. Je mehr wir uns von den Früchten unserer Arbeit distanzieren, desto besser können wir dies tun… Dem Geist, in dem wir handeln, mehr Aufmerksamkeit zu schenken und weniger auf die Ergebnisse zu schauen, die unsere Handlungen uns bringen können – das ist die Bedeutung von isvarapranidhana im Kriya Yoga“.
Die Asanas sind eine Möglichkeit, uns darauf vorzubereiten, den Herausforderungen des Lebens in einer Weise zu begegnen, die uns nicht aus dem Gleichgewicht bringt und unsere Fähigkeit erhöht, uns an die Veränderungen, die dem Leben innewohnen, anzupassen. Sie erlauben uns, sensibler und bewusster zu sein für das, was wirklich in uns und im Leben selbst vor sich geht. Diese wachsende Selbsterkenntnis liefert uns dann ein vollständigeres Bild, in dem unsere Reaktionen auf Situationen, mit denen wir konfrontiert werden, genauer das widerspiegeln, was wirklich vorhanden ist. Es gibt ein tieferes Engagement, das über die Vagabundierungen des Geistes, die Selbstzweifel, die Beherrschung unserer Vorurteile und Erwartungen oder unser Bedürfnis, dass etwas auf eine bestimmte Art und Weise sein muss, hinausgeht.
Wenn wir abgelenkt sind oder mit Zweifeln, Sorgen und Ängsten beschäftigt sind, und sogar mit der Hoffnung, die an ein Ergebnis (Bedürfnis) geknüpft ist, wird die Lebensenergie unseres ganzen Wesens undicht, diffundiert. Durch die Yogapraxis sind wir in der Lage, den Schutt zu beseitigen, unsere diffuse Energie im Inneren umzulenken, im Körper, unserem Wesen, wieder zu sitzen. Dies ist ein energetischer Aspekt der Selbstbeherrschung. Integral dazu ist das Wissen über sich selbst als Ganzes und gleichzeitig ein Teil der Ganzheit, die in allem steckt.
Die wichtige Rolle des Yoga im Verdauungssystem
Die Organe, aus denen dieses System besteht, sind: der Mund, der Rachen, die Speiseröhre, der Magen, der Zwölffingerdarm, der Dünn- und Dickdarm. Aus der Sicht der Ernährungswissenschaft sollte die Nahrung, die wir zu uns nehmen, fünf Bestandteile enthalten, nämlich Kohlenhydrate, Proteine, Fette, Mineralsalze und Vitamine. Die ersten drei Bestandteile in dieser Liste sollen die Energie liefern, die für die Lebensaktivität eines Menschen notwendig ist. Ein Gramm Kohlenhydrate oder Eiweiß liefert 4,1 Kalorien Energie, während ein Gramm Fett 9,2 Kalorien Energie liefert. Eine große Summe von Kohlenhydraten gewinnen wir aus Getreide, Kartoffeln, Zucker usw. Die Eiweiße, die sich zur Energiegewinnung anhäufen, erfüllen eine weitere wichtige Funktion, nämlich die des Muskelaufbaus. Es gibt zwei Arten von Proteinen, nämlich pflanzliche Proteine, die in großen Mengen in Hülsenfrüchten und getrockneten Nüssen enthalten sind, und tierische Proteine, die aus tierischen Quellen wie Eiern, Fleisch, Fisch, Geflügel, Milch usw. gewonnen werden können. Die tierischen Eiweiße sind besonders wertvoll, und deshalb müssen Vegetarier eine ausreichende Menge Milch in ihrer Nahrung enthalten, um den Bedarf an tierischen Eiweißen zu decken. Die Fette können auch aus zwei Quellen stammen, nämlich aus Pflanzen und Tieren. Beide sind so geschaffen, dass sie den gleichen Energiewert haben. Aber die tierischen Fette, die in Butter, Fleisch, Eiern, Fisch und Geflügel enthalten sind, sind insofern wertvoller, als sie reich an Vitamin A und D sind.
Zahlreiche Mineralstoffe, wie Kalzium, Magnesium, Phosphor, Natrium, Jod, Schwefel, etc. stammen aus dem menschlichen Körper. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Kontrolle der biochemischen Aktivität im Körper, da Calcium und Phosphor für die Entwicklung von Knochen und Zähnen benötigt werden. Viele Störungen werden durch einen Mangel an verschiedenen Mineralien verursacht, und daher ist es notwendig, sie in ausreichender Menge in der Ernährung zu haben.
Die Vitamine, obwohl in sehr geringen Mengen benötigt, werden oft in der Ernährung vermisst. Sie werden aus Obst, Gemüse, Milch usw. gewonnen und sind sehr eng mit der Erhaltung der Gesundheit und der Vitalität des Körpers verbunden. Neben diesen Nährstoffen wird auch Wasser in großen Mengen benötigt, da fast 65 % des Körpergewichts aus Wasser besteht. Die Körperflüssigkeiten, wie Speichel, Blut, Verdauungssäfte und endokrine Sekrete enthalten große Mengen Wasser. Wasser hilft, die Körpertemperatur im normalen Bereich zu halten.
Der Mund ist das wichtige Organ für die Ernährung. Die Nahrung wird mit den Zähnen in Stücke geschnitten, in feinere Formen gemahlen und mit Speichel befeuchtet, so dass sie ohne Schwierigkeiten in den Rachenraum gelangen kann. Der Rachen ist ein Teil neben dem Mund, in dem sieben Pfade aufeinander treffen: zwei von der Nase, einer vom Mund, zwei von den Ohren, einer geht hinunter zu den Lungen und einer in den Magen. Die im Mund gekaute und befeuchtete Nahrung geht durch den Rachen, auf diesem letzten Weg, der von der Speiseröhre oder der Speiseröhre gebildet wird und schließlich in den Magen führt. Die Nahrung bleibt etwa zwei Stunden lang im Magen und wird mit der Salzsäure und den Verdauungssäften, die von der Magenwand abgesondert werden, vermischt. Danach gelangt es in den Zwölffingerdarm, der die Form eines umgekehrten Hufeisens hat. Hier werden drei Verdauungssäfte mit ihm vermischt, nämlich der Saft der Bauchspeicheldrüse (der von den Drüsen, Pankreas genannt, abgesondert wird), die Galle (die in der Leber produziert wird) und der Saft des Zwölffingerdarms selbst. Durch die Wirkung der verschiedenen Verdauungssäfte werden die Bestandteile der Nahrung, vor allem die Fette, Eiweiße und Kohlenhydrate, in einfachere, im Körper assimilierbare Stoffe zerlegt. Der über zwei Meter lange Dünndarm ist für die Aufnahme der verdauten Nahrungsbestandteile verantwortlich. Der restliche Teil geht in den Dickdarm (fast fünf Fuß lang) und wird schließlich über den After ausgeschieden, nachdem er im Dickdarm Wasser aus ihm aufgenommen hat. Die assimilierten Nahrungsbestandteile werden größtenteils in der Leber gespeichert und über das Blut dem Gewebe, den Muskeln und allen Körperteilen zugeführt.
Yoga zwischen Religion und Sport
Yoga ist populär wie nie zuvor. Der Sonnengruß ist zur Mode avanciert und wird nicht nur in jedem Fitnessstudio praktiziert, sondern unlängst in Büros, Kindergärten, Seniorenheimen oder Universitäten. Auf Werbeplakaten, Buch-Covern und Titelseiten von Magazinen findet man Bilder von durchtrainierten und zugleich total entspannte Menschen, die uns in eine Welt der inneren und äußeren Schönheit einladen. Promis entdecken reihenweise den Weg zum Yoga und vermarkten diesen geschickt mit Büchern und Videos und immer mehr Normalsterbliche machen ihr Hobby zum Beruf. Frauenzeitschriften verbreiten en masse Home-Workouts und im Sportfachhandel gibt es inzwischen eine eigene Abteilung für funktionales Hightech-Zubehör, was explizit für den Yoga-Gebrauch gefertigt wurde.
Aber nicht nur die Masse des Angebots ist überwältigend, sondern auch die Vielfältigkeit des Phänomens Yoga ist imposant. Immer neue Yoga-Stile drängen auf den Markt, die schon lange nichts mehr mit der 5000 Jahre alten spirituellen Form aus Indien zu tun haben. Für jedes Bedürfnis ein eigenes Yoga: Power-Yoga fürs knallhartes Workout, achtsames Yoga zur Stressreduktion, Yoga für Schwangere, Airial-Yoga für Schwindelfreie, Akram-Yoga für Saunaliebhaber, Luna Yoga für Fruchtbarkeit und Kreativität oder Yogalate (Pilates und Yoga) für die gute Figur oder auch Lach-Yoga für Experimentierfreudige, um nur einige Spielarten zu nennen.
Und Yoga ist schon lange mehr als nur ein Trend. Inzwischen haben wir es unstrittig mit einer anhaltenden Bewegung zu tun. Jeder fünfte Deutsche hat bereits Yoga praktiziert, das sind 2,3 Millionen Menschen. Eine andere Studie spricht sogar von fünf Millionen. Yoga kann damit durchaus als ein Massenphänomen bezeichnet werden.
Doch wie kommt es dazu, dass der Boom scheinbar unabsehbar anhält? Warum interessieren sich so viele für eine jahrtausendealte Lehre, die ursprünglich als philosophische Praxis vor allem den Weg zur Erleuchtung bereiten sollte? Werden wir nun alle zu erleuchteten Yogis? Oder gehört Yoga doch nur zum hippen Lifestyle, kompatibel zur Fitness-und Wellness-Mode, der uns zu gestählten, drahtigen Körpern, totaler Entspannung und klarem Geist verhilft, damit wir noch mehr Leistung bringen können?
Vielleicht haben sich die Bedürfnisse der Menschen tatsächlich in einer sich schnell wandelnden Welt verändert und die Menschen suchen nach sinngebenden Halt an einem spirituellen Ort. Handelt es sich wirklich um eine Bewegung, oder steckt hinter dem Boom der pure Kommerz, der Yoga geschickt vermarktet und uns suggeriert, durch Yoga in einer sich beschleunigten, verkomplizierten Welt besser zurecht zukommen?
Das Angebot wird größer, vielfältiger und unübersichtlicher. Nicht nur neue Stile werden generiert, auch neues Zubehör. Im Sporthandel gibt es unlängst beachtlich große Yoga-Segmente, bei denen die großen Marken nicht fehlen dürfen und wo ein auf den ersten Blick völlig durchschnittlich erscheinendes Top schon mal achtzig Euro kosten kann. Die großen Player im Sportwaren-Geschäft haben unlängst strategisch sicher den deutschen Markt erobert. Es drängt sich die Frage auf, ob die Kommerzialisierung selbst den Trend erst zum Laufen gebracht hat, um ihn dann genüsslich auszuschlachten. Denn das in den Medien vermittelte Bild, von völlig losgelösten Menschen, die jung und schön im Schneidersitz allen Widrigkeiten des Lebens erhaben in höheren Gefilden schweben, haben uns Yoga als schnelles und zuverlässiges Mittel zur Stressbewältigung verkauft, welches für erfolgreiche Menschen heute unabdingbar zu sein scheint. Und tatsächlich: Viele Menschen, die beruflich oder familiär stark gefordert sind, suchen den Ausgleich im Yoga, wo sie wenigstens für 90 Minuten vom Alltag abschalten können.
Wer steht hinter dem Boom? Was sind das für Menschen, die Yoga betreiben?
Der Berufsverband der Yogalehrenden in Deutschland (BDY) hat in einer Yoga-Studie untersucht, wer Yoga betreibt und aus welcher Motivation heraus. 3,3 Prozent der Deutschen praktizieren regelmäßig Yoga, das sind etwa 2,6 Millionen Menschen. Interessant ist, dass der Anteil der Frauen mit sechs Prozent, im Gegensatz zu den Männern mit gerade mal ein Prozent sehr viel höher ist. Sicher haben Frauen ein größeres Gesundheitsbewusstsein und der ästhetische Druck auf Frauen ist immer noch größer als der auf Männer. Die zahlentechnisch größte Gruppe der deutschen Yogis stellen also die Yoginis, zumeist Single-Frauen, zwischen 25 und 49 Jahren, mehrheitlich kinderlos, in der Großstadt lebend und des Öfteren freiberuflich. Darüber hinaus scheint Yoga etwas für kluge Köpfchen zu sein: Unter Personen mit höherer Schulbildung, ist die größte Verbreitung zu finden. Sicher sind Asanas schwieriger durchzuführen als das Training in der Muckibude, doch wahrscheinlich ist das Selbstverständnis und die Perspektive auf das eigene Leben ausschlaggebend, warum Bildung und Yoga statistisch korrelieren. Überhaupt: Das Profil des deutschen Durchschnitt-Yogis ähnelt auffallend dem Prototyp des (post)-modernen Menschen, urban, individualisiert und selbstoptimiert. Der Wille zur eigenen Gestaltung zeigt sich auch hinsichtlich der Motivation: Über die Hälfte der Befragten gaben an, Yoga zu betreiben, um ihre körperliche und geistige Leistungsfähigkeit zu steigern. Nur ein knappes Viertel gab ein persönliches Interesse auf geistig-spiritueller Ebene an. Das Angebot im Yoga-Markt reicht bis hin zu eher sexualtheuatpeutischen Yoga Sex Übungen. Unstrittig ist, dass Yoga positive Wirkung auf das körperliche und seelische Wohlbefinden hat. Eine Studie zum Thema Yoga und Sex ist im us-amerikanischen Journal of Sexual Medicinezu finden. Forscher gelangten dabei zu dem Ergebnis, dass Yoga das Verlangen von Frauen nach Sex steigert. „Auch andere Formen von körperlichen Übungen, die Achtsamkeit und Körperbewusstsein steigern, wie z.B. Pilates oder Tanzen, haben jedoch auch einen ähnlichen positiven Effekt auf das Sexleben“ relativiert Bettina Uzler, die Leiterin des Sexualtherapie Ausbildung Centers IfB in Berlin, diese Forschungsergebnisse.
Was ist also mit der Suche nach Weisheit passiert?
Noch in den Achtzigern war Yoga in der Esoterik-Ecke zu finden. Für die meisten eher befremdlich, Ökos und Orientalisten vorbehalten. Sektenartig, in die Farben weiß-orange gehüllt, den Geist mit Moschus umnebelt, wurde den indischen Gurus gehuldigt und nach Erleuchtung geeifert. Es stand außer Frage, Yoga war zwingend mit einem alternativen Lebensentwurf verknüpft. Die New-Age-Bewegung der 70er hatte Yoga in der westlichen Welt verbreitet. Doch schon hier wurde die alte Lehre an westliche Denkmuster angepasst und für Grundüberzeugungen der Esoterik passend gemacht.
Nun scheint sich eine weitere Transformation von Yoga zu vollziehen. In den letzten zwei Jahrzehnten wurden wir mit neuen Kreationen von Yogastilen geflutet. Die neuen Yoga-Trends kommen dabei aber bei weitem nicht aus dem Orient, sondern sind Exportware aus den USA. Dabei tritt zumeist ein leistungsorientierter sportlicher Charakter in den Vordergrund. Power-Yoga-Kurse scheinen sowohl für Lehrer als auch für Schüler eine Plattform geworden zu sein, gestählte Körper zu präsentieren und mit flinker Fertigkeit den Körper in immer anspruchsvollere Positionen zu biegen und zu verdrehen, ja auch um zu beeindrucken.
Die Tendenz, Yoga zur bloßen Leibesübungen zu verwässern, wird auch daran deutlich, dass es inzwischen tatsächlich Forderungen gibt, Yoga als olympische Disziplin anzuerkennen. Ein 5000 Jahre altes spirituelles System, dass vom Gründer von Viniyoga, TKV Desikachar noch als die „Disziplin der Kontrolle des Geistes“ definiert wurde, wird nun mit Eisschnelllauf und Bodenturnen gleichgesetzt. Yoga, bei dem es um Stärke und Wettkampf geht, verfehlt den eigentlichen Zweck und führt schnell zu Verletzungen. Posen sollten wohltuend und nicht schädlich sein, denn wir streben nach Ausgeglichenheit und der Fähigkeit, mit Leichtigkeit zu sitzen und zu meditieren. In der Praxis geht es um das Erden und Befreien des Geistes, es beinhaltet zwar Anstrengung, aber nicht Druck und Kampf. „Heute bieten Lehrer mit teils wenigen Wochen und Monaten Ausbildung eine Fülle neuer Yoga-Stile an, von denen einige sehr weit vom ursprünglichen System entfernt sind. Oft geht es nur darum, den Körper zu pimpen, anstatt den Geist an einen ruhigen, achtsamen Ort zu bringen,“ beklagt Omkar Seidel, Geschäftsführer der Yoga-Akademie taohealth. Mit Mantra-Gesängen zum Abschluss werde dann oft auch eine falsche Spiritualität vorgegaukelt, die sich an die Sehnsucht nach etwas Tieferem und Bedeutsamem adressiere.
Tatsächlich scheint es so zu sein, dass viele Menschen im Yoga-Studio auch etwas finden, was sie früher in der Kirche finden ließ. Einen Ort des gemeinschaftlichen Glaubens, eine Versöhnung mit der spirituellen Seite, deren Zugang sich in einer entzauberten Welt immer mehr schließt. Das besondere Interesse an Kundalini- Yoga in den letzten Jahren scheint diese Annahme zu bestätigen. Denn bei Kundalini-Yoga steht das spirituelle Erlebnis, das Aufwecken der Lebensenergie, besonders im Fokus.
Doch was genau macht den spirituellen Kern von Yoga aus? Und ist dieser überhaupt noch passend für unsere Zeit? Auch wenn die Motivationen, Yoga zu betreiben, vielfältiger Natur sind und sich das moderne Yoga auch stark an diese anpasst, so ist für viele Menschen immer noch die spirituelle Seite, oder zumindest das spirituelle Flair ansprechend. Hierfür muss jedoch weder Sanskrit gelernt noch die vedischen Verse studiert werden, sondern die Praktik des Yoga selbst zeigt den Weg. Vorausgesetzt sie wird richtig ausgeübt.
Yoga, als eine der sechs großen indischen Philosophien, ist ein komplexes Denkgebäude, das den Weg zur Erleuchtung zeigen soll. Hierfür bedient es sich religiöser Elemente aus dem Hinduismus und Buddhismus. Das Yoga, was wir heute gemeinhin als Yoga verstehen, ist eigentlich nur ein Teil auf dem achtpfadigen Weg zur Erleuchtung. Das uns heute vor allem bekannte Yoga meint lediglich die Asanas, die Praxis der körperlichen Übungen. Das ursprüngliche Yoga hingegen ist eine ganze Serie geistiger und körperlicher Praktiken wie Yama (Haltung der Außenwelt gegenüber), Niyama, (Haltung gegenüber sich selbst), Asana, (Praxis der Körperübungen), Pranayama, (Praxis der Atemübungen), Pratyahara, (Nach-Innen-Ziehen der Sinne), Dharana, (Konzentration), Dhyana, (Meditation) und schließlich Samadhi, (vollkommene Erkenntnis).
In der Sutra, einem jahrtausendealten Leitfaden für Yoga, erforscht Yogi Patanjali, wie wir unser Bewusstsein steuern können, um frei zu sein. Ähnlich wie bei der gesundheitsförderlichen Meditation ist das Ziel, sich vollkommen frei mit seinem Bewusstsein zu verbinden und die Freiheit von allem begrenzenden Denken, Fürchten, Hoffen, Erinnern und Bereuen zu erlangen. Dieses Ziel ist in einer Welt verlockend, in der wir uns in immer vielfältigeren Rollen und Anforderungen verlieren, die wir immer dringender an uns herantreten lassen, aber in der unser Anspruch auf individuelle Freiheit gleichzeitig wächst.
Yoga wird so als jener innere Zustand immer interessanter, in dem die seelisch-geistigen Vorgänge zur Ruhe kommen. Der Begriff Yoga meint also ein Anspannen des Körpers an die Seele zur Sammlung und Konzentration und zum Einswerden mit dem Bewusstsein, was in dem berühmten Bild vom Reisenden veranschaulicht wird: Der spirituell Suchende, der sich als Reisender im Wagen seiner körperlichen Hülle versteht, erhält mit dem achtgliedrigen Pfad eine detaillierte Wegbeschreibung. In diesem Bild, in dem der Körper der Wagen, der Verstand der Kutscher, die fünf Sinne die Pferde und der Fahrende die Seele ist, kommt auch die Metapher von Yoga als „Geschirr“ zum Tragen. Nur, wenn es gelingt, die Pferde (alle Sinne) unter ein Joch (yui= anschirren, zusammenbinden) zu bringen, hat der Reisende eine Chance, sein Ziel, die vollkommene Erkenntnis zu erreichen.
Die heutige, sehr irdische Herangehensweise an Yoga macht aber auch abseits einer solchen orientalisch philosophischen Praxis Sinn. Die gesundheitsfördernden Effekte von Yoga sind wissenschaftlich dokumentiert und in der Medizin bereits fest verankert. Reha-Einrichtungen, Krankenkassen und Arbeitgeber bieten zur Gesunderhaltung ihrer Mitarbeiter Kurse an. Auch, wenn Yoga ursprünglich nicht die Leibesübungen zum Selbstzweck hatte, hat Yoga nachweislich einige positive Effekte sowohl auf die physische als auch auf die psychische Gesundheit. Yoga kann verschiedene Leiden lindern, etwa Durchblutungsstörungen, Nacken und Rückenschmerzen. Bei den Asanas werden Kraft, Flexibilität, Gleichgewichtssinn und Muskelausdauer trainiert. Durch die Aktivierung von Muskeln, Sehnen, Bändern, Blut- und Lymphgefäßen verbessert sich die Durchblutung. Die Rückenmuskulatur wird gestärkt, was wiederum zu einer besseren Haltung führen kann. Auch gibt auf spezielle Beschwerden zugeschnittene Yoga-Arten, so etwa das Hormon-Yoga, das vor allem bei Beschwerden in den Wechseljahren helfen soll, indem die Bildung von weiblichen Hormonen angeregt wird. Und auch gegen die in unserer Gesellschaft zunehmenden psychischen Erkrankungen, die meist in Verbindung mit Stress und Überforderung auftreten, wie Burnout, Angsterkrankungen, Depression, chronische Kopfschmerzen und Schlafstörungen wird Yoga therapeutisch im psychosomatischen Bereich erfolgreich eingesetzt. So hat Yoga im sehr erfolgreichen medizinischen Programm der achtsamkeitsbasierten Stressreduktion, MBSR (Mindfullness-Based Stress Reduction) nach Jon Kabat-Zinn einen festen Bestandteil. Neben der körperorientierten Meditation werden hier mittels Asanas Achtsamkeit geübt, um stressverursachende Gedanken zu kontrollieren und Entspannung in der Anspannung zu üben.
Doch ist auch Vorsicht geboten: „Falsches Training und Überbelastung können schaden! Deshalb sollte Yoga besser nicht auf eigene Faust mit Büchern und Videos, sondern bessere unter Anleitung eines qualifizierten Yogalehrers erlernt werden. Da in den letzten Jahren immer mehr ungenügend ausgebildete Lehrer Stunden anbieten und immer mehr neue Stile auf den Markt drängen, haben wir es mit einer Schwemme zu tun, die es erschwert, den eigenen richtigen Weg und Ausbilder zum Yoga zu finden“ erläutert Omkar Seidel von taohealth.
Was die Menschen im Yoga-Studio suchen, ist also höchst individuell und genauso vielfältig wie Yoga selbst. Während die einen vor allem nach dem perfekten Body streben oder gegen ihre Rückenschmerzen ankämpfen, erhoffen sich Andere mehr Gelassenheit oder gleich den direkten Weg zur Erleuchtung. Yoga bietet die Chance sich spirituell und körperlich ganzheitlich zu betätigen. Inzwischen ist für alle Bedürfnisse etwas dabei. Yoga hat es aus der Esoterik-Nische in die Mitte der Gesellschaft geschafft. Es ist genauso plural, wie unsere heutige Gesellschaft und lässt sich mit fast allem verbinden. Modifizierte Formen ermöglichen es auf neue Herausforderungen zu reagieren. Im Kern bleibt es bei dem Ansatz, Körper und Geist in Einklang zu bringen indem Asanas, Tiefenentspannung, Atem- sowie Meditationsübungen kombiniert werden. Die Ausübung der Asanas soll durch das Zusammenspiel von Körper, Geist und Seele mit einen kontrollierten Atem, Konzentration, Vitalität und gleichzeitig eine Haltung der inneren Gelassenheit fördern und dies weitgehend unabhängig von religiösen oder weltanschaulichen Glauben, wie Gurus und Doktrinen sie einst im traditionellen Yoga lehrten. Dies kann durchaus als eine positive Entwicklung gewertet werden, zumal eine unkomplizierte und vor allem undogmatische Spiritualität zu unserem heutigen individuellen und freiheitlichen Selbstverständnis besser passen.